Barock

Duetti Amarosi Con Basso

Raritäten der Barockmusik

12. Mai 2023 – 18:30 Uhr – Kunsthalle Lausitz

Wie er wolle geküsset seyn

Nirgends hin / als auff den Mund /
da sinckts in deß Hertzens Grund.
Nicht zu frey / nicht zu gezwungen /
nicht mit gar zu fauler Zungen.

Nicht zu wenig / nicht zu viel!
Beydes wird sonst Kinder-spiel.
Nicht zu laut / und nicht zu leise /
Beyder Maß’ ist rechte Weise.

Nicht zu nahe / nicht zu weit.
Diß macht Kummer / jenes Leid.
Nicht zu trucken / nicht zu feuchte /
wie Adonis Venus reichte.

Nicht zu harte / nicht zu weich.
Bald zugleich / bald nicht zugleich.
Nicht zu langsam / nicht zu schnelle.
Nicht ohn Unterscheid der Stelle.

Halb gebissen / halb gehaucht.
Halb die Lippen eingetaucht.
Nicht ohn Unterscheid der Zeiten.
Mehr alleine denn bei Leuten.

Küsse nun ein Jedermann /
wie er weiß / will / soll und kan.
Ich nur und die Liebste wissen /
wie wir uns recht sollen küssen.

Paul Fleming

Pietro della Vecchia
Die Liebenden (1626-1678)

Der Begriff Barock (ursprünglich ‘barocca’) kann auf viele Bedeutungen zurückgehen, wie beispielsweise ‘Geröll’ oder auch – so die populärste Erklärung – ‘nicht ganz runde Perle’. So oder so war es war es wohl zunächst kein positiv gemeinter Begriff, der sich später als Epochenbezeichnung dennoch durchsetzte.

Die Liebeslyrik der Zeit ist oft direkt, humorvoll, auch derbe und frivol. Dem gegenüber steht allgegenwärtig der mahnende Zeigefinger ‘memento mori’ – gedenke, dass du sterben musst. Dieses Motto der Zeit ist allerdings nicht nur eine Aufforderung, das Irdische und Vergängliche nicht zu wichtig zu nehmen, sondern vor Allem, jeden Augenblick voll und ganz zu genießen und wertzuschätzen.

Die Barockmusik in Europa war zunächst stark von italienischen Einflüssen geprägt (insbesondere Claudio Monteverdi), später gewann der französische Stil (vor allem durch Jean Baptiste Lully) an Bedeutung. Die populären Vertreter der Barockmusik wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel oder Antonio Vivaldi markieren bereits die letzte Phase der musikalischen Epoche. Weniger bekannt sind die Komponisten des Früh- und Hochbarock, die in diesem Konzert erklingen werden.

Die Musiker:innen Prof. Susanne Erhardt (Blockflöten und Chalumeau), Jacopo Cristiani (Barockfagott) und Christian Möbius (Cembalo) sind besondere Experten der Barockmusik und laden an dem Abend dazu ein, dem außergewöhnlichen Klang ihrer historischen Instrumente zu lauschen.

Frans Hals
Junge mit Glas und Laute (1626)